EVITA auf „Rainbowtour“ in ASCHAFFENBURG

Evita
Andrew Lloyd Webbers gefeiertes Musical beschreibt den Aufstieg des Mädchens vom Lande Eva Duarte zur mystifizierten Volksikone Evita Perón. Der Revolutionsführer und -held Che Guevara führt durch die Szenen. Er ist der kritische Gegenpol zur glänzenden Evita.
Das uneheliche Kind Eva Duarte kommt aus ärmlichen Verhältnissen und arbeitet sich mit zum Teil zweifelhaften Mitteln in der argentinischen Gesellschaft hoch. Zunächst Model, dann Radiomoderatorin und schließlich Schauspielerin, trifft sie bei einer Gala auf den aufstrebenden Politiker Perón. Die beiden werden ein Paar und auch dank Evas charismatischen und authentischen Auftreten vor allem bei „ihren“ descamisados („Hemdlosen“ = Bezeichnung für die Arbeiterklasse) steigt Perón zum Staatspräsidenten auf.
Evita3Evita, die nie offiziell staatliche Ämter bekleidet, wird vom Volk geliebt und vom Adel und Militär gehasst. Sie ruft diverse Wohltätigkeitsstiftungen ins Leben und unterstützt vor allem die Frauenbewegung.
Eine Europareise 1947 , die berühmte „Regenbogentour“, dient der Werbung für die Regierung Perón, die als zunehmend faschistisch angesehen wird und macht Evita auch außerhalb Argentiniens Grenzen zur Kultfigur.
1951 kandidiert Evita für das Amt der Vizepräsidentin und verärgert damit die Militärs. Doch Evas Kraft lässt nach. Die Diagnose Unterleibskrebs und der zunehmend Druck der Obersten lässt Perón wenig später die Nominierung zurückziehen.
Evita stirbt 1952 mit nur 33 Jahren auf dem Höhepunkt ihrer Karriere.
Tobias Bonn setzt das Webber Musical mit nur elf Darstellern des Deutschen Theaters Göttingen gekonnt in Szene. Vor einer, vor allem mit Lichteffekten wandelbaren, hohen Ballroom-Kulisse, die sowohl schäbige Bar als auch lüsterbeleuchteten Prunkpalast abgibt, interagieren die drei Hauptpersonen Evita (Julia Hansen), Che (Ansgar Schäfer) und Perón (Hannes Granzer).
Das Orchester ist auf der Bühne in die Handlung integriert.Evita2
Leider klingt der Ton der Musiker und auch der mikroport-bestückten Sänger vor allem vor der Pause zeitweise blechern und für einige Zuschauer „zu schrill und laut“. Auch Evita steigert sich erst in der zweiten Hälfte. Ihr Aufstieg vom Landmädchen durch die Betten immer mächtigerer Männer kommt trotz der rockigen Musik etwas blass daher. Auch der Megahit des Musicals „Wein’ nicht um mich, Argentinien“ mobilisiert an diesem Abend noch nicht die Massen. Einen bemerkenswerten und anrührenden Auftritt hatte jedoch Sarah Hostettler als Peróns Geliebte.
Nach der Pause wird der Stil schneller, mitreißender und lässt die Zuschauer sowohl an der rasanten „Rainbowtour“ als auch am zunehmenden körperlichen Verfall der Präsidentengattin teilhaben. Evita findet den Zugang zu ihrem Publikum, Ansgar Schäfer als Che begeistert mit seinem ironischen Witz und Hannes Granzer als Perón bleibt drehbuchbedingt zurückhaltend: eine Randfigur in der Glanz- und Glitzerwelt der Eva Perón.
Eine gelungene Choreographie und schöne Effekte, wie eine madonnenhafte Evita mit Heiligenschein und die sinnbildhafte Wiederholung der ersten Szene in der letzten, runden die Inzenierung ab.
Insgesamt ein lohnender Abend , den das Aschaffenburger Publikum mit langem Applaus belohnt.
Deutsches Theater in Göttingen; Inszenierung:Tobias Bonn, Musikalische Leitung an diesem Abend: Stefan Kordes, Ausstattung: Stephan Prattes, Choreografie: Martin Schick, Korrepetition: Jürgen Oßwald, Stimmbildung: Gundula Bernhold, Klavier:  Hans Kaul, Trompete: Thomas Müller, Trompete/ Posaune/ Akkordeon: Daniel Zeinoun, Klarinette/ Altsaxophon: Thomas Zander / Anton Säckl, Posaune/ Akkordeon: Detlef Landeck, Violine: Henning Vater / Anne-Sophie Mundt, Gitarre: Jürgen Ufer / Fred Kerkmann, Bass: Rolf Denecke, Schlagzeug: Manfred von der Emde / Sven von Samson;
Musik: Andrew Lloyd Webber, Texte: Tim Rice / Deutsch von Michael Kunze

Susannah V. Vergau

Weiterer Termin: heute Mittwoch, den 05.05.2010 um 19.30 Stadthalle Aschaffenburg
Weitere Infos & Termine: www.aschaffenburg.de/stadttheater & www.dt-goettingen.de
Fotoquelle: Kulturamt d. Stadt Aschaffenburg bzw. Deutsches Theater Göttingen

Copyright © Susannah V. Vergau

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