Das ausverkaufte Große Haus des Staatstheaters erlebte am 10.09.2011 die Darmstädter Premiere des Musicals Aida von Elton John (Musik) und Tim Rice bzw. Michael Kunze (Texte), nach einer Vorlage von Linda Woolverton, Robert Falls und David Henry Hwang.
Das Musical, dessen Geschichte an das Libretto der Verdi-Oper angelehnt ist, wurde 2000 auf dem New Yorker Broadway unter dem Titel „Elton John and Tim Rice’s Aida“ uraufgeführt.
Der ägyptische Heerführer Radames bringt von einem Feldzug in Nubien die schöne Aida als Sklavin mit, nicht wissend, dass sie die Tochter des Nubischen Königs ist. Er macht sie seiner Verlobten, der Thronfolgerin Amneris zum Geschenk.
Der Pharao, Amneris’ Vater, im Sterben liegend durch stetige Arsengaben des intrigierenden Hauptmanns Zoser, drängt auf eine schnelle Hochzeit von Radames mit seiner Tochter. Doch Radames fühlt sich zu Aida hingezogen. Sie ist stark, kämpft für ihr Volk, während Amneris’ Hauptinteresse (auf einem goldenen Kosmetikstuhl-Thron sitzend) der Mode und dem Erhalt ihrer Schönheit gilt.
Zosers mörderischer Plan wird klar, als er sich in einem kämpferischen Duell mit Radames als dessen Vater offenbart: er will seinen Sohn auf dem Thron Ägyptens sehen.
Als die ägyptischen Truppen den König Nubiens gefangen nehmen, gibt sich Aida als dessen Tochter zu erkennen und versucht mit Hilfe des Dieners Mereb den Vater zu befreien und gemeinsam zu fliehen. Der Plan misslingt, auch Radames kann ihr nicht helfen, bekennt sich jedoch endlich auch öffentlich zu Aida und wird daraufhin gemeinsam mit ihr als Hochverräter lebendig begraben.
Das Musical beginnt in der heutigen Zeit in einem ägyptischen Museum, in dem die drei Hauptfiguren aufeinander treffen, ohne jedoch einen Kontakt herzustellen. Das Schlussbild zeigt wiederum das Museum in dem die Ausstellung die Pharaonin Amneris, die ihrem Land den Frieden brachte, in würdevoller Haltung zeigt und in dem sich zwei junge Menschen nach tausenden von Jahren wieder erkennen. Der Kreis hat sich geschlossen – die Liebe überdauert den Tod.
Zwei der Hauptdarsteller sind dem Darmstädter Publikum bereits aus dem Musical „Jesus Christ Superstar“ bekannt: Chris Murray, der den Radames mit überzeugendem Stimm-, Gefühls- und Körpereinsatz darstellt und Sigrid Brandstetter, die Amneris von der naiven jungen Frau zur starken Pharaonin reifen lässt. Die Holländerin Dominique Aref, in der Titelrolle, fesselt den Zuschauer mit einer für ihre zierliche Statur erstaunlichen Stimme und einer lebensecht dargestellten Leidensfähigkeit. Auch der teuflisch böse Zoser (Randy Diamond) und die Verbündeten Aidas Mereb (Andreas Wagner) und Nehebka (Sarah Rögner) bestechen stimmlich und darstellerisch. Perfekte Unterstützung erhalten die Akteure durch das wiederum hervorragende Tanztheater und den stimmgewaltigen Chor des Staatstheaters.
Bühnenbild und Requisite sind überwiegend modern und karg, jedoch effektvoll mit Videoprojektionen unterstützt. Zwei Treppengerüste, die immer wieder trennen und zusammenführen – mal aufstrebende Pyramide, mal dunklen, hoffnungslosen Abgrund symbolisierend. Die live gespielte Elton-John-typische Musik und die deutschen Texte von Michael Kunze sind eingängig und Letztere gut verständlich gesungen, so dass das Musical auch beim ersten Hören mitreißt.
Das Darmstädter Premierenpublikum jedenfalls hat die Aufführung bis zur letzten Sekunde genossen und spendet entsprechend nicht enden wollenden Applaus.
Susannah V. Vergau
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