Rebecca ist tot und berühmt: zuerst war da das Buch von Daphne du Maurier (1938), dann der Film von Hitchcock (1940) und schließlich hat das Erfolgsduo Kunze/Levay ihr ein gleichnamiges Musical geschrieben, das 2006 in Wien uraufgeführt wurde und am 08.12.2011 in Stuttgart Einzug hielt.
Die junge, naive Erzählerin begleitet als Gesellschafterin die schrille bis peinliche New Yorkerin Mrs. van Hopper nach Monaco. Dort im Hotel „Cote D’Azur“ begegnet sie dem verschlossenen, melancholischen Maxim de Winter, der kürzlich seine Frau Rebecca verloren hat. Sie verlieben sich in einander und schließlich bringt de Winter sie als seine Frau auf seinen Landsitz Manderley in Cornwall. In dem schlossartigen Herrenhaus wartet bereits neben den Dienstboten und der düsteren Haushälterin Mrs. Danvers auch der Geist von Rebecca.
Die “neue Mrs. de Winter” kann, immer wieder eingeschüchtert von der Rebecca-treuen Mrs. Danvers, ihrer Rolle nicht gerecht werden. Sie ist so gar nicht wie ihre Vorgängerin. Im Laufe der sich überstürzenden Ereignisse auf Manderley offenbart sich das dunkle Geheimnis um Rebeccas Tod. Im Verdacht steht Maxim de Winter selbst!
Durch diese Prüfung tritt das Mädchen, das in Daphne du Mauriers Roman namenlos bleibt, endlich aus Rebeccas Schatten „Mrs. de Winter bin ich!“ und treibt damit die böse Mrs. Danvers vollends in den Wahnsinn und die Geschichte einem spektakulären Ende zu.
Vor gewohnt gigantischer Kulisse treffen die Musicalstars Pia Douwes und Thomas Borchert auf die junge, die „ich“-Rolle singende, dem Stuttgarter Publikum bereits aus dem „Tanz der Vampire“ bekannten Lucy Scherer (in der heutigen Matinée singt Valerie Link). Stimmlich und schauspielerisch sind alle Rollen fabelhaft besetzt. Valerie Link nimmt man das unsichere Mädchen genau so ab wie Thomas Borchert die Leiden des Maxim de Winter. Pia Douwes brilliert in der Rolle der manischen Mrs. Denvers derart, dass man wirklich Angst bekommen kann!
Die gelungene Vorstellung liegt in Stuttgart immer auch am Orchester unter Leitung von Klaus Wilhelm, das Levays eingängigen Melodien live präsentiert sowie dem engagierten, wunderbar choreographierten Ensemble.
Das Publikum wird mühelos hinein gesogen in die dunkle Atmosphäre und die Machenschaften auf Manderley und bleibt bis zum Ende der Vorstellung in dessen Bann. Ein Musical, wie man sich es wünscht! Schlussapplaus und stehende Ovationen dauern entsprechend an, auch als bereits das Licht im Theater die Zuschauer wieder in die fahle Realität zurückholt. Sie werden ab jetzt von Manderley träumen…
Susannah V. Vergau