Am 18.11.2010 lichtet das neue Stuttgarter Musical „Ich war noch niemals in New York“ im Apollo-Theater die Anker. Magazin-News besuchte die Vorpremiere am 17.11.2010.
Das schlagerintensive Jürgens-Musical erzählt die Geschichte von drei Liebespaaren, deren Wünsche, Ängste und Träume und deren Fahrt über den großen Teich.
Die Fernseh-Frau Lisa (Sabine Mayer) hat ihre Mutter ins Altersheim „abgeschoben“, genau wie der Photograph Axel (Karim Khawatmi) seinen Vater. Die zwei Senioren Maria (Regina Venus) und Otto (Erns Wilhelm Lenik) versuchen das Beste daraus zu machen. Sie haben sich ineinander verliebt und beschließen den „Ausbruch aus dem Gefängnis“. Keiner der Beiden war jemals in New York gewesen und so ist das Ziel schnell gefunden. Sie beschließen unter der Freiheitsstatue zu heiraten.
Lisa ist eine gefeierte TV-Moderatorin, verhätschelt und verschönert von ihrem schwulen Visagisten und Vertrauten Fred. Sie hofft auf einen begehrten Fernsehpreis und sorgt sich vorwiegend um Figur, Kleid und Make-up.
Axel ist ein mäßig erfolgreicher Tierphotograph, geschieden und Vater eines vorwitzigen Kerlchens, das im Stück viel zur Komik und zum Applaus beiträgt.
Die 6 ½ Protagonisten werden schließlich auf dem Schiff nach New York zusammengeführt: Marie und Otto haben die Fahrt auf Kosten ihrer Kinder gebucht, Axel und Lisa wollen ihre Eltern zur Räson und zurück ins Altersheim bringen, das homosexuelle TV-Pärchen Fred (Uli Scherbel) und Costas (Marco A. Billep) folgen ihrem Star Lisa, um ihr beizustehen und der kleine Florian (Felix Hoppmann) mischt die ganze Truppe auf.
Diverse Wirren und Liebeleien später erreichen sie nicht nur New York, sondern sind auch am Ziel ihrer Wünsche angekommen.
Die bekannten Schlager Udo Jürgens’ wie „Aber bitte mit Sahne“, „Ein ehrenwertes Haus“, „17 Jahr, blondes Haar“ und „Vielen Dank für die Blumen“ sind in den marinen Reise-Kontext eingewoben. Die Melodien sind Jedem bekannt und scheinen auch die Generationen zu überspannen.
Schon deshalb kommt im Apollo-Theater schnell Stimmung auf. Das Publikum folgt sowohl der Handlung als auch den broadway-angelehnten glitzernden Showeinlagen begeistert.
Alle Solisten präsentieren sich stimmlich überzeugend, Ensemble und Choreographie in der für Stuttgart gewohnten Professionalität.
Die Kulisse ist ganz Traumschiff und changiert mühelos von der pompösen Suite zum Sonnendeck und vom Sahnekuchen-Café zur Showbühne.
Das Musical ist sozialkritisch und grell, alltagsnahe und abgehoben, modern und Seventies, schwermütig und witzig und lebt von den Liebesgeschichten und den Schlagern von Udo Jürgens. Es fehlen wirkliche Höhepunkte. Generationskonflikt, Probleme der Karrierefrau und des allein erziehenden Vaters (für einen Tag pro Woche) sowie Ausländer-Thematik erscheinen etwas viel und schwer für einen Abend, der vornehmlich unterhalten soll.
Dennoch fügt sich, aufgelockert durch die Broadway-Elemente, alles zu einer Geschichte, die das altersmäßig gemischte Publikum für fast drei Stunden in ihren Bann zieht und die mit langem Applaus und zum Teil Stehenden Ovationen belohnt wird.
Susannah V. Vergau
Bildquelle & weitere Informationen: www.stage-entertainment.de
weitere Photos von der Premiere: photos4dreams